Arbeitsschwerpunkte & Projekte
Zur Arbeit der Geschichtswerkstatt Harburg gehören inzwischen eine Vielzahl von Themen und Projekten, immer mit Harburg-Bezug, die in Form von Ausstellungen, Broschüren oder Vorträgen veröffentlicht werden. Manches davon behält aber auch Werkstattcharakter. Die Auswahl der Themen richtet sich nach persönlichen Bezügen und Interessengebieten innerhalb der Geschichtswerkstatt oder wird durch besondere Ereignisse und Jahrestage bestimmt. Folgende Arbeitsschwerpunkte und Projekte wurden oder werden aktuell von Mitgliedern bearbeitet.
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Röhrenbunker am Kanalplatz
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Elektrischer Personennahverkehr
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Erhalt historischer Relikte & Bausubstanz
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Arbeit in Industrie & Hafen
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Nachkriegszeit: Barackenlager, Nissenhütten
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Sturmflut 1962
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Der Schwarzenberg
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Schulen
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Eisenbahn
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Werften, Brücken, Schleusen
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Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende
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Stadtteile & Quartiere
Foto: Nissenhütten in der Grumbrechtstraße um 1950 (Geschichtswerkstatt Harburg)
Der Röhrenbunker im Harburger Binnenhafen
Ein vergessener Zeitzeuge
Ein kleines „Wäldchen“ in der Nähe der Fischhalle auf dem Kanalplatz! Das ist erstaunlich in der baumlosen Umgebung des Harburger Binnenhafens!
Nur von der Straßenseite sieht man ein flaches, marodes Gebäude unter dem Grün:
Es ist ein Röhrenbunker aus dem 2. Weltkrieg. Er wurde – wie zahlreiche andere Bunker im Harburger Stadtgebiet – als Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung gebaut. Die Hafenarbeiter auf dem Lagerplatz am Binnenhafen und Bewohner der umliegenden Straßen konnten dort Schutz bei Bombenangriffen finden.
Der Niedergang ist mit einer Massivtreppe versehen und noch gut erhalten. Im Inneren ein kleiner Vorraum, die Gasschleuse, dann zwei parallel verlaufende Betonröhren mit gewölbter Decke, ebenfalls kahl, gerade noch mit Stehhöhe.
Der Bunker ist leer. Üblich war die Ausstattung mit Strom und Trockentoiletten. Auf zwei Bankreihen in jeder Tunnelröhre konnten etwa 100 Menschen Platz finden. Im Röhrenbunker am Kanalplatz, damals Kapitän-Kirchheiß- Platz, sind keinerlei Ausstattungsgegenstände erhalten. Einige Beschriftungen an den Wänden konnte eine Restauratorin inzwischen freilegen.
Man kann sich vorstellen, wie es den Schutzsuchenden dort drinnen ergangen sein muss, zum Beispiel bei Bombenangriffen auf die Blohmstraße und den Kanalplatz.
100 Menschen – meistens waren es doppelt so viele – saßen in diesem engen Schutzraum, hörten den ohrenbetäubenden Lärm der Einschläge, das Geprassel von Trümmern und Splittern auf die Röhren, konnten kaum atmen wegen des Staub- und Brandgeruchs.
Alle wussten, einen Volltreffer würden sie nicht überleben.
Erst 1944 wurde in Harburg der einzig sichere Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung, der Hochbunker in der Lassallestraße, gebaut.
Die Geschichtswerkstatt Harburg möchte den Röhrenbunker auf dem Kanalplatz als sichtbares Mahnmal aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten, als Zeitzeuge einer Vergangenheit, in der Angst, Zerstörung und Gewalt das Leben der Menschen bestimmte. Durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten hat das Thema eine erschreckende Aktualität bekommen. Die Angst vor Zerstörung und Tod ist in Europa wieder Realität geworden.
Der Verein konnte den Bunker im September 2023 übernehmen und seitdem viel von dem realisieren, was wir uns vorgenommen hatten. Der Röhrenbunker im Binnenhafen bleibt als bisher einziger begehbarer Bunker in Harburg erhalten.
Dank der finanziellen Unterstützung durch den Bezirk Harburg, dem Einsatz von Sponsoren und Handwerksbetrieben und nach vielen Arbeitsstunden von Vereinsmitgliedern kann er bei Rundgängen mit begrenzter Besucherzahl besichtigt werden. An jedem 2. Samstag im Monat um 15:00 findet dort eine Führung ohne Voranmeldung statt.
Ebenso finden dort Vorträge und Lesungen in kleinem Rahmen statt.
ZEITZEUG*INNEN GESUCHT!
Leider wissen wir immer noch viel zu wenig über diesen Bunker. Deshalb suchen wir Menschen, die aus Erzählungen etwas wissen und bitten sie, sich in der Geschichtswerkstatt Harburg zu melden.